Es ist bereits spät am Abend als ich in Bukarest am Otopeni Flughafen lande und trotzdem ist die Ankunftshalle voll mit Menschen. Es ist Freitagabend und geplant habe ich ein verlängertes Wochenende in Bukarest, um die Zeit bis zu meiner nächsten großen Reise zu überbrücken.
Der Weg von der Ankunftshalle zur Bushaltestelle ist schnell gefunden. Zum Glück fährt der Bus 783 in die Innenstadt die ganze Nacht. Ich kaufe mir am Fahrkartenhäuschen ein Ticket für etwa 8,60 Lei (gültig für zwei Fahrten). Die Fahrt in die Innenstadt dauert etwa 45 Minuten. Mein erster Eindruck: Eine kontrastreiche Stadt die mich an Europa und Asien zugleich erinnert.
Sightseeing in Bukarest
Den Folgetag nutze ich um Bukarest zu erkunden. Die Atmosphäre der Stadt begeistert mich auf Anhieb: Ein bunter Stilmix aus wunderschönen und gut restaurierten Häuserfassaden die an Paris erinnern neben heruntergekommenen Bruchbuden, winzige familiäre Supermärkte, Fahrzeuge die ihre Besten Zeiten definitiv bereits hinter sich haben, schön angelegte Parks…
Auf dem Weg zum riesigen Parlamentsgebäude laufe ich am Park Cișmigiu Garden vorbei indem Menschen die Sonne genießen. Der Cișmigiu Garden ist der größte und älteste Park im Zentrum von Budapest und ist ein wunderbar idyllischer Ort um sich bei der Sommerhitze eine Pause zu gönnen.
Der “Palast des Volkes”, wie der Parlamentspalast von seinem Erbauer genannt wurde, passt meiner Meinung nach überhaupt nicht ins Stadtbild von Bukarest. Das nach dem Pentagon zweitgrößte Gebäude der Welt mit über 3000 Zimmern und unzähligen gigantisch großen Kronleuchtern ist ein unübersehbares Überbleibsel der schrecklichen Zeit der Diktatur unter Nicolae Ceauşescu. In seinem Größenwahn ließ er das Gebäude in Rekordzeit bauen und verursachte damit Leid und Armut im Land. Unzählige historische Häuser und Kirchen mussten abgerissen werden, um den an Größenwahn kaum zu überbietendem Gebäude Platz zu schaffen.
Mittlerweile hat sich das Gebäude zu einer Touristenattraktion entwickelt. Bei der über zweistündigen Führung bleibt mir die Spucke weg: Zum einen natürlich wegen der Größe, dem übertriebenen Kitsch und den unzähligen Kristallkronleuchtern die monatlich eine unglaubliche Stromrechnung verursachen müssen. Aber auch weil mir immer mehr bewusst wird, wie fernab der Realität der größenwahnsinnige Diktator gelebt haben muss. Vor der Führung muss man sich einem Sicherheitscheck unterziehen. Wer bei der Führung Fotos machen will muss extra zahlen.
Ich laufe weiter entlang der Calea Victoriei und erreiche bald das Old Quarter, mit hübschen kleinen Gassen und schönen restaurierten Gebäuden und kleinen niedlichen Kirchen. Laut der Dame der Hotelrezeption ist hier “all the fun”. Hier im Trendviertel Lipscani gibt es unzählige Pubs, Restaurants und Bars und augenscheinlich Lieblingsviertel der Touristen. Wer abends auf der Suche nach etwas Essbaren oder Drinks ist, wird hier sicher schnell fündig.
Raus aus Bukarest: Ausflug nach Târgoviște
Da ich das Gefühl hatte alles Wichtige von Bukarest gesehen zu haben, entschied ich mich für einen Ausflug aufs Land, um etwas mehr von Rumänien zu sehen.
Vom internationalen Bahnhof Gara de Nord nehme ich den Zug ins ländliche Târgoviște in der Walachei. Obwohl man hier nur auf wenige Touristen trifft, hat Târgoviște in der rumänischen Geschichte eine große Bedeutung.
Hauptattraktion ist die Ruine des Fürstenhofes – frühere Residenz von Vlad III. Drăculea, auch Vlad Țepeș “der Pfähler” genannt. Er gilt als Vorbild für Bram Stokers Figur Dracula. Auch wenn abgesehen von einem Turm und einigen Mauern nicht mehr viel übrig ist, ist hier der ideale Ort um auf Draculas Spuren zu wandeln. Der Eintritt kostet 10 Lei. Oft wird Schloss Bran den Touristen als “Dracula Schloss” verkauft, dies konnte Vlad Tepes aber meinen Recherchen zufolge zufolge nie sein Zuhause nennen.
Historische Bekanntheit erlangte Târgoviște außerdem durch die Hinrichtung von Nicolae und Elena Ceausescu. In einer Militärkaserne, nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt, verbrachte das Politikerehepaar ihre letzten Tage bevor sie im Dezember 1989 hingerichtet wurden. Dieser skurrile Ort ist seit einigen Jahren für Touristen zugänglich und wurde wieder so hergerichtet, wie im Jahr 1989. Ohne großen weiteren Informationen läuft man durch die spärlich eingerichteten Räume und zu der Mauer im Innenhof, in der noch immer die Einschusslöcher der Exekution sichtbar sind. Der Eintritt kostet 7 Lei.
Mein Fazit von Bukarest
Mir hat das Wochenende in Bukarest sehr gut gefallen und hat bei mir die Lust nach einer längeren Reise durch Rumänien geweckt. Das Land hat so viel zu entdecken: Die Karpaten, die Walachei und natürlich die Mythen um Dracula in Transsilvanien.