Tschernobyl: Ausflug in die Sperrzone

„Wie kommst du denn darauf nach Tschernobyl zu wollen?“ „Bist du irre?“ Standardreaktion wenn ich von meinem Vorhaben, Tschernobyl zu besuchen, erzählt habe. Nach den ungläubigen Fragen kamen dann Scherze wie: „Dann brauchst du nachts wenigstens nicht mehr das Licht anzuschalten.“

Warum ich Tschernobyl besuchen möchte? Zugegeben, ein typisches Reiseziel ist es sicher nicht. Der Ort steht aber tatsächlich schon seit längerem auf meiner Bucket List. Ich finde es faszinierend zu sehen, wie sich die Natur die Gegend langsam zurückerobert. Ein Ort an dem man außergewöhnliche Fotos machen kann. Das reizt mich.

31 Jahre ist es her, als die Katastrophe an Reaktor 4 ihren Lauf nahm und eine Sperrzone um das Krafstwerksgelände mit einem Radius von rund 30km errichtet wurde. Damit wurden die Ortschaften innerhalb der Zone der Natur überlassen.

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Ich habe vor meiner Reise viel über Tschernobyl gelesen und mich über die aktuelle Strahlenbelastung informiert. Ich möchte es mir nicht anmaßen an dieser Stelle darüber zu urteilen, ob es sicher ist diesen Ort zu besuchen oder nicht. Letztendlich muss es jeder für sich selbst entscheiden.

Tagestour in die Sperrzone

Es gibt mittlerweile offiziell organisierte Touren und genau so einer schließe ich mich an. Die Tour beginnt morgens am Hauptbahnhof von Kiew und bevor die Fahrt beginnt, werden sorgsam die vorab übermittelten Passdaten überprüft. Nur mit Reisepass darf man die Sperrzone betreten. 

Tschernobyl – Reiseblog Ipackedmybackpack.de

Bereits kurz hinter dem Checkpoint machen wir den ersten Stopp, spazieren in einen Waldabschnitt und erreichen bald die ersten verlassenen und zerfallenen Häuser, die deutlich sichtbar immer mehr von der Natur zurückerobert werden. Wir haben strahelndblauen Himmel und rundherum ist alles idyllisch grün. Das Strahlenmessgerät was wir bei uns tragen zeigt einen erstaunlich normalen Wert, der nur leicht über dem Wert von Kiew liegt. Und trotzdem ist es ein komisches Gefühl. Wir werden heute aber auch an Hot Spots vorbeikommen an denen unsere Strahlenmessgerärte Alarm schlagen werden.

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Im Kindergarten von Kopatschi.

Wir erreichen den 10km Radius und halten an einem Kindergarten des ehemaligen Ortes Kopatschi. Mich überfährt ein erdrückendes Gefühl und ich denke daran, was sich hier abgespielt haben muss. Im Vorgarten liegen noch eine Puppe und ein Spielzeugbackofen – seit über 30 Jahren. Im Kindergarten liegen Puppen, Kinderbücher und kleine Kinderschühchen und hier wird einem bewusst, was hier passiert sein muss und wie schnell dieser Ort verlassen wurde.

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Vorgarten vom Kindergarten in Kopatschi.

Die Geisterstadt Prypjat

Wir erreichen die Geisterstadt Prypjat, die 1970 gegründet und nur 16 Jahre später mit dem Reaktorunglück wieder geräumt wurde. Die menschenleeren Straßen, verlassene Schulen und Restaurants wirken gespenstisch. Beim Laufen durch die verlassene Geisterstadt merkt man, wie schön Prypjat einmal gewesen sein muss…direkt am See. Wir laufen vorbei an verlassenen Häusern, teilweise schon in sich zusammengefallen. Wir erreichen den Rummelplatz der Stadt. Die Autoscooter sind mit Moos bewachsen und das Karussell rostet vor sich hin.

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Autoscooter auf dem Rummelplatz von Prypjat.
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Riesenrad auf dem Rummelplatz von Prypjat.

Mein Fazit

Ich werde mein Besuch in Tschernobyl wohl nie vergessen. Die verrosteten Bettchen im Kindergarten, die aufgeschlagenen Bücher auf den Schultischen, verstreute Zettel auf dem Boden der Klassenzimmer. Es ist ohne Frage ein sehr verstörender Anblick. Es ist erschütternd….aber gleichzeitig auch beeindruckend, wie sich die Natur ganze Städte allmählich wieder zurückerobert. Hier wird einem noch viel mehr bewusst was wir Menschen unserer Erde antun und wie wichtig es ist auf unsere Umwelt zu achten und Umweltvorschriften zu verschärfen, damit so eine Katastrophe nicht mehr passieren kann.

Weitere Impressionen

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Ein Restaurant in der Stadt Prypjat.
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Klassenzimmer von der Schule von Prypjat.

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Am Prypjat Fluss.
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Verwüstung im Supermarkt von Prypjat.
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Im Kindergarten von Kopatschi.
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Die Schule von Prypjat ist schon halb eingestürzt.
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Autoscooter in Prypjat.
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Im Vorgarten vom Kindergarten in Kopatschi.

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